Entfernung der Prostata: 480 Komplikationsfälle pro Jahr vermeidbar
Aktuelle Ergebnisse aus der Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) jetzt im AOK-Gesundheitsnavigator abrufbar
Patienten, bei denen eine Prostatakrebs-Operation ansteht, können durch die Wahl eines Krankenhauses mit guten Qualitätsergebnissen das Risiko für Komplikationen deutlich senken. Das zeigt eine aktuelle Analyse des WIdO im Verfahren Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR). Die Ergebnisse der einzelnen Kliniken sind im Gesundheitsnavigator der AOK abrufbar.
Das WIdO hat rund 17.600 Fälle von AOK-Versicherten mit einer vollständigen Entfernung der Prostata wegen Prostatakrebs in den Jahren 2021 bis 2023 ausgewertet. Bei 12,7 Prozent der Fälle trat eine Komplikation während des OP-Aufenthalts oder im Jahr danach auf. Im Fünftel der Kliniken, die in der Auswertung überdurchschnittlich gut abgeschnitten haben, lag die Rate bei 6,4 Prozent, während im Fünftel der schlechtesten Kliniken fast ein Viertel der operierten Männer (23 Prozent) von Komplikationen betroffen war. Um einen fairen Klinikvergleich zu gewährleisten, wurden bei der Analyse im Rahmen einer Risikoadjustierung auch unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter und Vorerkrankungen berücksichtigt. Die Detail-Bewertungen für 189 Kliniken, die im Auswertungszeitraum mindestens 30 Eingriffe bei AOK-Versicherten durchgeführt haben, sind im Gesundheitsnavigator der AOK (www.aok.de/gesundheitsnavigator) abrufbar.
Ungeplante Folge-OP bei 6,8 Prozent aller Fälle
Ausgewertet wurde unter anderem der Anteil der Patienten, bei denen innerhalb von 30 Tagen nach der Operation eine Bluttransfusion notwendig war, die auf starke Blutungen im Nachgang zur OP schließen lässt. Dies betraf 2,9 Prozent aller Patienten. Ebenfalls mit in die Bewertung eingeflossen ist der Anteil ungeplanter Folge-OPs im ersten Jahr nach der ersten Operation. Eine solche Folge-OP kann zum Beispiel zur Entfernung von angesammelter Lymphflüssigkeit als Folge der Prostatektomie erforderlich sein. Sie war bei einem relativ hohen Anteil von 6,8 Prozent der Operierten notwendig. Von sonstigen Komplikationen wie einer Sepsis, einem Schock oder akutem Nierenversagen im Zuge der Prostata-OP waren 5,6 Prozent der Patienten betroffen.
480 Komplikationsfälle wären vermeidbar gewesen
Eine zusätzliche Modellierung des WIdO zeigt: Wenn alle rund 3.200 Fälle, die in den unterdurchschnittlich bewerteten Krankenhäusern operiert wurden, in überdurchschnittlich abschneidenden Kliniken behandelt worden wären, hätten rund 480 Komplikationsfälle vermieden werden können. Dies macht deutlich, dass insbesondere bei planbaren Eingriffen eine transparente Darstellung von Qualitätsunterschieden dazu beitragen kann, Patientinnen und Patienten eine gute Wahl zu ermöglichen und unnötige Folgekosten zu vermeiden.
DKG-Zertifizierung als wichtiges Kriterium
Die Zertifizierung als Prostatakrebs-Zentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft ist ein weiteres wichtiges Kriterium für die betroffenen Patientinnen und Patienten bei der Wahl der Klinik. Die Studie zur „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) hat 2022 gezeigt, dass Patienten mit Krebs, die in DKG-zertifizierten Zentren behandelt werden, bessere Überlebenschancen haben. Diese Information wird auch im AOK-Navigator angezeigt.
Insgesamt 34.7000 radikale Prostatektomien im Jahr 2024
Die radikale Prostatektomie, also die vollständige Entfernung der Prostata, gehört zu den häufigsten Operationen bei älteren Männern. Sie kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn der Krebs sich auf die Prostata beschränkt und das benachbarte Gewebe sowie Knochen oder andere Organe nicht befallen hat. Bei dem Eingriff wird die gesamte Prostata einschließlich der Samenblasen und der Endstücke der Samenleiter entfernt. Im Jahr 2024 sind in Deutschland insgesamt rund 34.700 radikale Prostatektomien durchgeführt worden. In den Analysen des WIdO werden ausschließlich Komplikationen der Operation bis zu einem Jahr abgebildet. Die Qualität der Harnblasenentleerung nach der Operation sowie eine mögliche Inkontinenz oder Impotenz kann das WIdO mangels verlässlicher Daten nicht auswerten. Die Ergebnisse sämtlicher an der Versorgung in Deutschland beteiligten Kliniken finden sich im Gesundheitsnavigator der AOK.
Qualitätsergebnisse zu zwölf weiteren Behandlungen freigeschaltet
Neben den Ergebnissen zur vollständigen Entfernung der Prostata wurden heute auch Qualitätsergebnisse für zwölf weitere Behandlungen freigeschaltet, die im Verfahren zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) ausgewertet werden. Dies sind Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung, Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose, Operationen nach einem hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Implantationen eines künstlichen Kniegelenkes, Knieprothesenwechsel, Gallenblasenentfernungen bei Gallensteinen, Blinddarmentfernungen, Mandeloperationen, Leistenbruch-OPs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI). Die Qualitätsindikatoren wurden gemeinsam mit klinisch tätigen Fachärztinnen und Fachärzten entwickelt. Die Klinikergebnisse werden im AOK-Gesundheitsnavigator angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer im Navigator nach Informationen zu einer dieser Behandlungen suchenm mit klinisch tätigen Fachärztinnen und Fachärzten entwickelt. Die Klinikergebnisse werden im AOK-Gesundheitsnavigator angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer im Navigator nach Informationen zu einer dieser Behandlungen suchen.
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Informationen zum QSR-Verfahren: www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de
